Caroli News

Lymph-Blog mit Kim: Ganzheitlicher Behandlungsansatz des Lipödems

,

Im letzten Beitrag haben wir uns die Kompressionsversorgung genauer angeschaut. Doch sie ist nicht die einzige Behandlung, die für eine Verbesserung der Erkrankung genutzt werden kann und sollte.

Vielen Fällt da meist direkt die Liposuction, oder umgangssprachlich auch Fettabsaugung genannt, ein. Doch beginnen wir von vorne.

Nach der Diagnosestellung, welche meist erst nach vielen Jahren der Leidensgeschichte erfolgt, stellt sich für viele verständlicherweise die Frage, wie es weitergeht. Die meisten Hausärzte verschreiben darauf sinnvollerweise eine flachgestrickte Kompressionversorgung, doch Sie sollte nicht die einzige Therapie bleiben. Mancher Hausarzt verschreibt den PatientInnen dann oft manuelle Lymphdrainage, was viele als wohltuend empfinden.

Ausreichend ist diese Therapie aber nicht, da es die Beschwerden nicht reduziert, sondern meist nur auf dem aktuellen Stand hält. Grund dafür ist die Erkrankung des Lipödems an sich, aber dazu später mehr.

Viele Betroffene entscheiden sich für eine Reha. In der Region ist hier die Földi-Klinik in Hinterzarten eine Anlaufstelle. Dort arbeitet Dr. Tobias Bertsch, ein Experte auf dem Gebiet der Lipödemforschung und -behandlung. Er ist Autor des Konsensuspapier zum Thema Lipödem. Darin geht es um verschiedene Mythen, die sich um das Lipödem gebildet und gehalten haben und wie die wissenschaftliche Forschung dazu aussieht.

Zusammenfassend ist dabei ein Therapiekonzept entstanden, welches aus 6 Säulen besteht.

1. Bewegungstherapie

Wie oben bereits erwähnt, wird LipödempatientInnen oft manuelle Lymphdrainage verschrieben. Das Lipödem ist aber keine Ödemerkrankung im eigentlichen Sinne. Es lagert sich keine Flüssigkeit ein. Die Schmerzen, die beim Lipödem vorhanden sind, entstehen durch unterschwellige, dauerhafte Entzündungen im Fettgewebe. Durch Gewichtszunahmen vergrößert sich das Fettgewebe, welches in einer vermehrten Ausschüttung von Adipokinen (Hormone, welche eine Entzündungsreaktion verstärken können) und einer Unterversorgung des Gewebes mit Sauerstoff, einer sogenannten Hypoxie. Diese Faktoren führen zu einer chronischen Entzündung und eigentlich nur mäßigen Schmerzen. Die starken Schmerzen, die von uns Betroffenen oft empfunden werden, haben zusätzlich noch eine psychische Komponente, auf die Ich gleich noch näher eingehen werde. Besserung kann der Physiotherapeut aber dennoch verschaffen, nämlich durch eine Intensive Bewegungstherapie, die die Beweglichkeit erhält und verbessert. Hierbei wird die Durchblutung gesteigert und so der Sauerstoffmangel im Gewebe verringert.

2. Kompressionstherapie

Im letzten Beitrag habe ich bereits über die Kompressionsversorgung gesprochen. Es gibt bisher keine Studien über die entzündungshemmende Wirkung von Kompression im Unterhautfettgewebe. Doch andere Studien aus dem Bereich der Phlebologie, wie auch der Sportmedizin zeigen klare Ergebnisse, die diese Annahme stützen. Zudem zeigen die Behandlungen der letzten Jahre, dass PatintInnen eine deutliche Verbesserung der Schmerzempfindlichkeit, aber auch des allgemeinen Wohlbefindens zeigen. Deshalb ist die Kompressionstherapie eine wichtige Säule der ganzheitlichen Lipödemtherapie.

3. Psychosoziale Therapie

Oben habe ich bereits erwähnt, dass Schmerzen eine sehr große psychische Komponente haben. Das Kennen sicher auch viele Betroffene, dass der Druck aus dem sozialen Umfeld, aber auch Stress auf der Arbeit oder in der Familie sich negativ auf die Schmerzempfindung im Allgemeinen, aber besonders auch auf die, in den vom Lipödem betroffenen Regionen, auswirkt. Deswegen ist es wichtig, Betroffenen Möglichkeiten an die Hand zu geben, mit Stress im Alltag umzugehen und Ressourcen zu schaffen, mit unerwarteten Belastungen umzugehen, wie z.B. durch Entspannungstherapie oder das Aufarbeiten von traumatischen Erlebnissen.

4. Gewichtsmanagement

Ich habe ebenfalls weiter oben erwähnt, dass sich durch eine Gewichtszunahme das Lipödem verschlimmert. Deshalb ist es sinnvoll in bestimmten Gewichtsgrenzen eine gewisse Stabilität des Gewichts zu erreichen. Bei starker Adipositas, also einem BMI > 40 ist eine Gewichtsreduktion sehr sinnvoll. Das kann sowohl zu einer Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens führen, als auch die Schmerzen und ggf. auftretende Bewegungseinschränkungen. Die Entscheidung über bestimmte Maßnahmen sollten dabei mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.

5. Liposuction

Dieser Punkt ist bei den Experten des Konsenspapiers kritisch anzusehen. So sollte die Indikation für diesen Eingriff streng gestellt werden und beinhaltet einige Kriterien, wie z.B. Mobilitätseinschränkungen, aber auch einen BMI <35. Grundsätzlich gilt hier, dass Informationen das Wichtigste sind. Bei Anhaltenden Beschwerden kann die Liposuction eine Verbesserung der Schmerzempfindlichkeit darstellen, wenn die konventionelle Therapie lange keinen Erfolg gezeigt hat. Viele Betroffene entscheiden sich zudem oft für den Eingriff, da die Form der Beine nicht mit dem gesellschaftlich anerkannten Ideal übereinstimmt, was eine psychische Belastung darstellen kann. Wichtig ist, dass man mit dem behandelnden Arzt über Sorgen, Ängste und Wünsche genauestens spricht, um die passende Behandlung zu finden. Zuletzt gibt es zu diesem Punkt noch zwei wichtige Anmerkungen. Das Tragen von Kompressionsstrümpfen entfällt durch den Eingriff meist nicht. Zudem zeigt sich oft bei PatientInnen, die sich dieser Prozedur unterzogen haben, im Falle einer Gewichtszunahme die Umfangsvermehrung im Bauchbereich. Alles in allem ist es sinnvoll, sich genau beraten zu lassen.

6. Eigeninitiative

Die Therapie kann noch so erfolgsversprechen sein, ohne Eigeninitiative funktioniert sie oft nicht. Deswegen sollten Betroffene in Ihrer Therapie federführend sein und sich genauestens informieren, sowie klare Ziele haben. Es ist sinnvoll Aktivitäten zu finden, die einem Spaß machen, und die regelmäßige Bewegung vereinfachen, wie auch Essgewohnheiten zu entwickeln, die in den Alltag passen. Auch ist wichtig, sich Unterstützung zu holen, wenn man merkt, dass man sie benötigt, z.B. in Selbsthilfegruppen. So kann die Lebensqualität und das Selbstbewusstsein gesteigert werden, wie auch die Akzeptanz des eigenen Körpers. Zuletzt ist es wichtig, dass man nicht aufgibt und Rückschläge akzeptiert, Lösungen für sie findet, denn sie gehören nun mal zum Leben dazu.

Diese Seite nutzt Website Tracking-Technologien von Dritten, um ihre Dienste anzubieten. Ich bin damit einverstanden und kann meine Einwilligung jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen oder ändern.

Einstellungen Akzeptieren Ablehnen ImpressumDatenschutz